Nach dem sensationellen Triumph bei der Süddeutschen Meisterschaft stand für unsere U14w noch eine letzte Herausforderung an: die Endrunde um den Deutschen Meistertitel in Berlin.
Und bereits die Terminansetzung sollte zum ersten Problem werden. Aus uns unerfindlichen Gründen hatte der DBB nämlich den 25. und 26. Mai ausgewählt. Für die süddeutschen Vertreter, Bruchsal aus Baden-Württemberg und uns aus Bayern, ausgerechnet das mittlere Wochenende der Pfingstferien. Zusätzlich DFB-Pokalfinale und Euroleague Final Four in Berlin, deswegen maßlos überfüllte und überteuerte Hotels und Züge. Schlechter hätte man wohl kaum wählen können.
Anträge auf Verlegung wurden dennoch abgeschlagen, und so hatten erst Mal die Spielereltern eine Entscheidung zu treffen: Urlaub oder Basketball? Glücklicherweise war schnell klar, dass die Eltern alles in ihrer Macht Stehende tun werden, um ihren Töchtern die Teilnahme zu ermöglichen.
Urlaube wurden verschoben und unterbrochen, und der Großteil verließ sogar selbst die idyllischen Urlaubsorte, um das Team nach Berlin zu begleiten und als Reiseführer, Teamärzte, Fotografen und Fans zugleich zu unterstützen.
Richtiges Teamtraining in der Woche vor der Meisterschaft war aufgrund der Urlaube zwar nicht möglich, aber die in Rosenheim Verbliebenen hielten sich mit täglichen Individualeinheiten bei den
Trainern Linus Hein und Johanna Janura in der Pohle-Halle fit, während die Verreisten Teile ihrer Strand-Zeit opferten, um werfen zu gehen und in Form zu bleiben. Immer noch keine idealen Umstände, aber dank dem Einsatz der Spielerinnen und vor allem der selbstlosen Aufopferungsbereitschaft der Eltern wurde das Bestmögliche aus der schwierigen Situation gemacht.
Um am Tag des Halbfinales ausschlafen zu können, reiste die Mannschaft bereits am Freitag den 24. an.
Nach einer mehr oder minder erholsamen Nacht (zu acht in einem Viererzimmer zu schlafen ist ja mal einen Versuch wert), wurden am nächsten Tag dann nur noch kurz das Brandenburger Tor und der Reichstag besichtigt, bevor es schon ab in die Halle ging. Schließlich wollte man sich das erste Halbfinale nicht entgehen lassen, wo der TSG Bruchsal jedoch keine weitere Überraschung gelang.
Alba Berlin stand als erster Finalteilnehmer fest. Die ersten Gegner der Rosenheimerinnen, die unter dem klangvollen Namen BASS (Basketball Allianz Süd Südwest) auflaufen, stammten jedoch auch aus der Hauptstadt und hatten sich mit Alba bei den vorigen Meisterschaftsrunden immer knappe Duelle geliefert. Somit waren sie auf keinen Fall ein Kontrahent, den man unterschätzen sollte.
Nach einem unsicheren und sichtlich nervösen Start auf beiden Seiten fanden die Spielerinnen vom DJK gegen Ende des ersten und Anfang des zweiten Viertels immer besser in Spiel, bevor sie die Berlinerinnen kurz vor der Pause mit einigen einfachen Fehlern wieder ins Spiel zurückkommen ließen, 22:21 der denkbar knappe Halbzeitstand.
Doch auch nach der Pause setzte sich der Negativtrend zunächst fort, sodass zwischenzeitlich sogar ein 10 Punkte Rückstand zu Buche stand. Doch wie schon häufig zuvor bauten sich die Sportbundlerinnen gegenseitig auf, behielten die Ruhe und kämpften sich Punkt für Punkt zurück.
Die Defensive war wieder eindrucksvoll erdrückend, und auch das offensive Zusammenspiel wurde deutlich flüssiger. Das vierte Viertel gewann unsere U14 mit 21:9 und konnte sich damit einen 54:50 Endstand sichern.
„Das war ein Mentalitätssieg. Wir haben über lange Phasen keinen schönen Basketball gespielt, aber trotzdem verdient gewonnen. Weil wir uns nie aufgegeben und immer weiter zusammen gekämpft haben, besonders als es schwierig für uns aussah. Wir haben uns über unsere Verteidigungsarbeit das nötige Selbstvertrauen zurück geholt, damit es dann am Ende auch im Angriff wieder geklappt hat. Aber das unter diesen Umständen, bei dem Druck zu schaffen, das ist eine wahnsinnige Leistung. Mal wieder größten Respekt an die Mannschaft für ihre Einstellung und ihren Zusammenhalt“, so Coach Hein.
Nachdem beim Abendessen im Münchner Hofbräuhaus (ja, das gibt es auch in Berlin) nochmal Heimatgefühle aufkamen, hieß es dann so schnell wie möglich ins Bett, denn am nächsten Morgen stand schließlich das große Finale an. Glücklicherweise verlor Kaiserslautern das DFB-Pokalfinale, sodass die ebenfalls vielzählig im Hotel untergebrachten FCK-Fans nicht feiernd den Schlaf verhinderten. Und der Finaltag begann unter guten Vorzeichen: Bruchsal wuchs abermals über sich hinaus und sicherte sich Platz 3. Ein Team aus einer süddeutschen Kleinstadt, dass die Berliner Giganten entthront, wie passend. Nach dem Aufwärmen samt Nationalhymne konnte es dann endlich losgehen, aber wie! Es zeichnete sich schon früh ab, dass die Partie im Vergleich zum Halbfinale ein „high-scoring game“ werden sollte, beide Offensiven liefen auf Hochtouren, 28:24 lautete die Führung nach dem ersten Viertel. Von Nervosität war auf beiden Seiten nichts mehr zu sehen.
Die Berlinerinnen nutzten ihre Größenvorteile am Brett aus, während die Spielerinnen vom Sportbund immer wieder geschickt zum Korb zogen und häufig trotz Kontakt erfolgreich abschlossen. Je länger sich das Spiel zog, desto mehr offenbarte sich jedoch ein Unterschied: die Albatrosse fingen sich mit ihrer über-aggressiven Ganzfeldverteidigung mehr und mehr Fouls ein. Das bestraften die Rosenheimerinnen nicht nur konsequent mit einer guten Quote von der Freiwurflinie, sondern es beförderte auch die wichtigsten Spielerinnen auf Berliner Seite auf die Auswechselbank. Somit wurde der Vorsprung auf Seiten des Sportbunds immer größer, während sich bei ihren Kontrahentinnen langsam Verzweiflung breit machte.
Schließlich hatten sie die ganze Saison lang zuvor noch kein einziges Mal verloren und waren die Situation nicht gewöhnt. Schlussendlich gewannen die DJKlerinnen jedes einzelne Viertel und konnten mit einem 77:64 Sieg den deutschen Meistertitel erringen.
„Sobald wir ihre Ganzfeldpresse durchschaut hatten und sie dabei konsequent überspielt oder ihnen Fouls angehängt haben, hatten sie kein Mittel mehr gegen uns. Die Mädels waren schlicht und ergreifend nicht zu stoppen. Im Finale der Deutschen Meisterschaft so befreit und selbstbewusst aufzuspielen, ist einfach unglaublich. Ich kann wie so häufig staunen und stolz sein“, lautet das Fazit von Trainer Hein.
Nach dem Schlusspfiff brachen dann alle Dämme. All die Nervosität und Anspannung fiel ab und die Emotionen überschlugen sich, weder auf Spielerinnen- noch auf Trainer- oder Elternseite blieb ein Auge trocken. Die Freude ließ sich auch nicht davon trüben, dass Alba einheitlich das bereits bedruckte „Champs – deutsche Meisterinnen 2024“-Shirt dann einfach trotzdem zur Siegerehrung anzog.
Man muss ja nicht alles verstehen. Der Meistertitel ist die Krönung einer historischen Saison: nicht nur dass es bisher noch nie eine weibliche Jugendmannschaft überhaupt bis zur Deutschen Meisterschaft geschafft hat. Keinem einzigen Team in der ganzen Geschichte der Basketballabteilung des Sportbund Rosenheims ist es zuvor jemals gelungen, den deutschen Meistertitel zu erringen.
Coach Hein resümiert: „Abschließend möchte ich nochmal Danke sagen. Danke zuerst einmal an Johanna, die die Mädels letzte Saison schon auf ein so hohes Niveau gebracht hat, dass ich viele Dinge gar nicht groß trainieren musste, weil sie schon fast perfekt saßen. Ohne dich wären wir gar nicht erst so weit gekommen, und dass du uns dann in der Vorbereitung auf die und bei der Deutschen wieder unterstützen konntest, war für mich und für das Team eine enorme Beruhigung und Bereicherung. Danke auch an alle anderen Coaches, die dieses Jahr mit den Mädels gearbeitet haben, es ist einfach super, mit welchem Engagement hier in Rosenheim Talent an verschiedenen Ecken gefördert wird. Ebenso an alle Funktionäre, die mir in meiner ersten Saison als Trainer geduldig unter die Arme gegriffen haben.
Vielen Dank an die Firma ilp2 , die uns bei unserer Berlinreise finanziell unterstützt hat. Dann auch nochmal ein riesiges Dankeschön an alle Eltern und Familienmitglieder! Auf euren Support konnten wir immer zählen, sowohl lautstark während der Spiele als auch bei allen organisatorischen Hürden. Die Zeit, die ihr uns geschenkt habt, wie ihr eure eigenen Bedürfnisse für uns hinten angestellt habt, dass ist alles andere als selbstverständlich und dafür werde ich euch immer dankbar sein. Und zuletzt geht der allergrößte Dank an euch, Mädels: dass ihr mir euer Vertrauen geschenkt habt, dass ich ein Bestandteil dieses besonderen Teams sein durfte, das wird mir ein Leben lang in Erinnerung bleiben. Ich wusste, dass jedes Mal gute Laune herrscht, wenn ich zu euch in die Halle komme. Ihr seid einzigartig! Ich bin so immens stolz auf euch und ihr könnt das auch sein!“
Für den SB DJK Rosenheim spielten: Allegra Weymar, Charlotte Breteau, Marie Tiefenthaler, Sara Bulauin, Hanna Fritsch, Elena Pecha, Lea-Zoe Mandt, Mia Hildebrandt, Luisa Fritsch, Frida Graumann, Olivia Abebe, Mia Vujic